Klinik vor Ort - Knie-Endoprothese: Damit es wieder richtig läuft

In der Serie "Klinik vor Ort" berichtet die Redakteurin Inga Mennen M. A. in Zusammenarbeit mit dem Chirurgen Dr. Bernd Sauer aus dem Krankenhaus Wittmund. Sie gibt einen interessanten Einblick in das zertifizierte Endoprothetikzentrum der Maximalversorgung. 400 künstliche Kniegelenke werden pro Jahr in Wittmund eingesetzt. Die Operation dauert eine Stunde.
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Was hält ein Facharzt für Orthopädie eigentlich von einem Knochenbrecher? Hinlänglich zieht es den Ostfriesen bei Schmerzen in den Gelenken schnell mal zu Menschen, die diese alternativen Methoden beherrschen. „Das ist toll, was diese Leute können, ich war selbst schon einmal da“, sagt Dr. Bernd Sauer, Ex-Chefarzt der Orthopädie und Unfallchirurgie, Hand und Fußchirurgie sowie Sportmedizin im Wittmunder Krankenhaus.

Der Mediziner weiß: der Knochenbrecher wird feststellen, ob er den ihm vertrauenden Frauen und Männern helfen kann oder nicht. „Er wird es merken, wenn er mit seiner Methode nicht weiter kommt“, sagt Dr. Sauer. Und dann kommen die Patienten eben über kurz oder lang ins Krankenhaus. Diagnose: Arthrose, Verschleiß der Knorpel. Damit wären wir auch in dieser Folge wieder bei der Endoprothese – dem künstlichen Gelenk.

Vom Oberschenkelknochen wird so wenig wie möglich weggenommen. Darauf wird die Kappe der Endoprothese gesetzt. ©Inga Mennen M. A.

Auch ein Knie lässt sich nämlich ersetzen. Noch vor 18 Jahren wurden in der Wittmunder Klinik drei dieser Prothesen jährlich eingesetzt – heute sind es 400. Das künstliche Gelenk besteht aus einer Kappe, die auf den Oberschenkelknochen gesetzt wird, der Platte, die auf den Schienbeinkopf kommt, und der Kunststoffplatte dazwischen. Bei der etwa einstündigen Operation wird die Kniescheibe sozusagen beiseitegeschoben, denn die bleibt auch beim künstlichen Gelenk erhalten. Maßarbeit ist dann angesagt, denn die Kappe muss passgenau auf den Knochen aufgebracht werden. Dafür gibt es verschiedene Methoden – gesägt werden muss natürlich in jedem Fall.

„Es wird so wenig wie möglich und so viel wie nötig vom Knochen weggenommen. Wenn ich abgefahrene Reifen habe, tausche ich ja auch nicht gleich die gesamte Felge“, erklärt Dr. Sauer anschaulich. Und um beim Auto zu bleiben, auch im Operationssaal hilft ein Navigationsgerät. Mit ihm ist es möglich, das Implantat genauestens einzusetzen, auch damit die seitlichen Bänder, die erhalten bleiben, optimal genutzt werden, denn die dürfen weder zu viel noch zu wenig Spannung haben. Bei der Navigation mit einem OP-Satelliten werden die Achse des Gelenkes und die Größe der Prothese durch verschiedene Punkte exakt vermessen, bevor die Schnittblöcke angebracht werden. 90 Prozent der Operationen werden mit dem „Navi“ in Wittmund durchgeführt.

Die Kappe, die Platte und der Kunststoff bilden das künstliche Kniegelenk. ©Inga Mennen M. A.

Zudem gibt es die personalisierte Knieimplantation. Danach werden nach den Aufnahmen des Computertomographen des jeweiligen Patienten die Sägeschablonen und Schneidblöcke maßgefertigt. Sie stellen dann einen 100-prozentigen Abdruck des Gelenkes dar. „Dieses Verfahren wird eher bei jüngeren Patienten angewendet“, erklärt der Chirurg. Ganz gleich, mit welcher Methode das künstliche Kniegelenk eingesetzt wird: Der Patient bleibt neun Tage im Krankenhaus. Nach dieser Zeit wird er das Knie wieder in einen 90-Grad-Winkel bringen können.

„Dieses Gelenk ist aber anspruchsvoller als zum Beispiel die Hüfte. Viele Faktoren spielen eine Rolle – Sehnen und Muskeln müssen sich an den neuen Bewegungsapparat anpassen“, erklärt Dr. Bernd Sauer. Da ist bei den Patienten Geduld gefragt. Nach drei Monaten werden die Operierten beschwerdeärmer sein als vor dem Eingriff.

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